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Kurze Erklärung:
Verhandlungstipp, Notizen machen
Die Menschen sind alle gleich, zumindest in ihren Unzulänglichkeiten. Eine der zahlreichen Macken des Homo sapiens trägt im Deutschen den sperrigen Namen “Unaufmerksamkeitsblindheit”. Hinter dem Wortungetüm verbirgt sich der Umstand, dass man häufig selbst aufdringlichste Dinge übersieht, wenn die Aufmerksamkeit nur auf etwas anderes gerichtet ist. Diese Form der Blindheit befällt auch Menschen, die ansonsten über beeindruckende geistige Fähigkeiten verfügen.
Dieses beruhigende Fazit lässt sich aus einer Studie zur Unaufmerksamkeitsblindheit ziehen, welche die Psychologin Carina Kreitz vom Institut für Kognitions- und Spielforschung der Deutschen Sporthochschule in Köln gerade im Fachblatt Perception veröffentlicht hat. Demnach sind Menschen unabhängig von ihrer sogenannten kognitiven Kapazität dafür veranlagt, den Gorilla im Raum zu übersehen. “Die geistige Leistungsfähigkeit beeinflusst so gut wie gar nicht, ob jemand anfällig für die Unaufmerksamkeitsblindheit ist”, sagt die Psychologin. Vielmehr handelt es sich um eine wohl universelle Eigenart des Denkens und der Wahrnehmung. Und noch etwas berichtet Kreitz in ihrer Studie: Gerade weil etwas so offensichtlich ist, wird es leicht übersehen, nicht obwohl. Je deutlicher sich ein unerwarteter Reiz (etwa der schwarze Gorilla) vom Fokus der Konzentration (die Basketballspieler in den weißen T‑Shirts) unterscheidet, desto leichter entgeht er der Wahrnehmung. Auch das ist irgendwie beruhigend.
Beim unsichtbaren Gorilla handelt es sich um das plakativste Beispiel für das Phänomen Unaufmerksamkeitsblindheit. Geprägt wurde der Begriff in den 1990er-Jahren von Arien Mack und Irvin Rock. Die beiden amerikanischen Psychologen ließen ihre Probanden damals die Länge von Linien vergleichen, die jeweils nur wenige Augenblicke auf einem Bildschirm eingeblendet wurden. Viele waren von dieser Aufgabe so absorbiert, dass sie das Quadrat übersahen, das gelegentlich auf dem Bildschirm auftauchte. In vielen Studien haben Wissenschaftler seither das Phänomen in vergleichbaren Laborversuchen oder Freiland-Experimenten beobachtet.